Johannes 5,1-30

 

Samstag 9.4.2016 Johannes 5 1-30

 

Bei einem der beiden Teiche habe ich bis heute morgen mein Lager gehabt. Abgegangen ist mir nichts: Ich habe auf meiner Matte gelegen, wir haben immer zu essen und zu trinken bekommmen-ich bin auf einem guten Schattenplatz gelegen. Als junger Mensch bin ich dorthin gekommen und als angehender Greis kehre ich heim.

Als ich heute Morgen aufwache, höre ich über die Mauer hinweg ein Singen. Es mag wohl dieser Tage ein Fest beginnen und Wallfahrer ziehen zum Tempel hinauf.

Mit einem Mal höre ich das starke Rauschen im Becken. Ich blicke hin und sehe den Wasserstrahl, der aus der Mitte des Beckens emporspringt. Eine starke Welle breitet sich aus. Kurz darauf steht ein junger Mann vor mir. Er lacht:"jetzt ist mir der Wasserschwall vom Beckenrand über meine Sandalen geflossen."

Der Mann dreht sich zum Becken um. Er sieht wie sich die Kranken von ihren Matten aufraffen und sich auf das Becken drängen. Blinde kriechen auf allen Vieren, Lahme humpeln ins Wasser. Jeder will der Erste sein, um die ganze Kraft des Heilwassers zu empfangen. Einer hält den anderen auf, stößt ihn zur Seite, drängt ihn weg. Jeder will der  Erste sein, der Gesund wird.

Der Mann schaut her zu mir. Ich hebe mit bedauern meine Arme und lasse sie wieder fallen. Er sagt:" Der Kampf ums Dasein tobt hier unter den Kranken genauso wie draußen unter Gesunden. Der Stärkere setzt sich durch. Der Schwache bleibt auf der Matte. Wen kümmert es?!?

Die Art, wie der Fremde das sagt- ich spüre den Ton in seinen Worten, der läßt mich aufhorchen-,traurig und auch zornig.

Dann kniet sich der Mann auf den Boden, er schaut mir auf gleicher Höhe in die Augen. Erfragt mich: "Willst Du gesund werden?" Ich antworte ihm: Herr, ich liege seit 38 Jahren hier. In den ersten Jahren habe ich noch auf den Wasserschwall gewartet. Ich habe versucht einmal als Erster hineinzukommen. Aber die Anderen sind immer alle schneller gewesen. Immer ist ein Anderer vor mir ins Wasser gestiegen. Und manche sind gesund heimgegangen. Herr, ich habe keinen Menschen, der mir ins Wasser hilft.

Und ich denke, vielleicht bleibt er hier und wartet auf den nächsten Wasserschwall und hilft mir ins Becken. Aber das kann Tage dauern. Ich wage es nicht ihn darum zu bitten..

Da fragt der Herr nochmals:" Willst du wirklich noch gesund werden- nach 38 Jahren?"

Er läßt mir Zeit und wartet, dass ich mich selbst frage: habe ich nicht längst resigniert, habe ich nicht viel zuviel Angst vor einem Leben draußen- nach so langer Zeit? Mein Leben hier ist bei aller Krankheit ja auch bequem. Ich habe mein Essen, meine Matte, meinen Schattenplatz, draußen jenseits der Mauern des Bades.

Traue ich mich, für mich selbst zu sorgen? Will ich gesund werden? Da atme ich tief durch. dann sage ich : Ja , Herr ich will! Nach einer kurzen  Weile hebt der Fremde sein Haupt und blickt auf, schaut mir in die Augen und sagt: " Steh auf, nimm deine Matte über die Schulter und gehe herum!"

Auf einmal bricht meine harte Schale auf. Mich durchflutet ein Licht, ein Lachen, eine Lust zu leben.  Ich werfe mir meine Matte, wie ein junger über die Schulter und gehe aus dem Heilbad.

Ich bin so voller Glück, dass ich mich bei niemandem verabschiede, dem Fremden einfach gehorche und mich nicht einmal nach ihm umdrehe. Ich schwebe weg in die Freiheit und ins ungesicherte Leben- das Leben-, ich ziehe es allem anderen vor. Mir ist ein Wunder geschehen. Ein Mensch hat sich um mich so gekümmert, dass ich es wage gesund zu sein!   aus "Von Jesus erzählen" von Joachim Rathke

 

Danke lieber Jochi, für dieses wunderbare Buch, das ich schon lange nicht mehr in meinen Händen gehalten und mich durch deine Worte und Gedanken hab berühren lassen!

Das nicht liebende Herz aber stellt die Selbstgerechtigkeit über die Gerechtigkeit, die Selbstzufriedenheit über den Frieden; es stellt das eigene Recht über die Versöhnung.

Martin Schleske

Ich bin es, der euch trägt und schleppt und rettet! Jesaja 46,4

Das Regenwasser verläuft sich nicht so schnell, wie mein Volk meiner vergisst.
Jeremia 18,14-15

Sie verwandelten die Herrlichkeit ihres Gottes in das Bild eines Ochsen, der Gras frisst.

Psalm 106,20